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Wohnwagen in Halberstadt, 24. Dezember 1989: Holzsäule zur Erinnerung [4/4]

INFORMATIONEN ZUM OBJEKT

Details

1999
Bundesstraße von Magdeburg nach Halberstadt auf dem letzten Parkplatz auf der linken Straßenseite
Urheber: Detlef Wilck

Lizenztyp: Creative Commons License

Aus dem Album

Die innerdeutsche Grenze

Erinnerungsschild am Straßenrand der Bundesstraße zwischen Magdeburg und Halberstadt

Abgebildet

Gedenkstätte, Schild (Zeichen), Wohnwagen

Kontext

Begrüßungsgeschenk, Familie, Freude, Freund, Grenzübergang, Innerdeutsche Grenze, Mauerbau, Stacheldrahtzaun, Straße, Trabant (Pkw), Vater, Volkspolizist, Wartburg (Pkw), Weihnachten

Personen/Organisationen

Bundeswehr, Michail Sergejewitsch Gorbatschow

Orte

Halberstadt, Magdeburg

Text im Bild

Zur Erinnerung / an einem glücklichen Tag, / den 24. Dezember 1989 / Hier begann die Freundschaft / zwischen R.K. und W.D. / Alles Gute / Sachsen-Anhalt

Alle Bilder des Albums

Erinnerung

"Es war Heiligabend in diesem Jahr der Wunder. Mein Sohn (damals Soldat bei der Bundeswehr) und ich machten uns auf in das unbekannte Land jenseits der Grenze, welche zu der Zeit noch durch Mauer und Stacheldraht gekennzeichnet war. An der Zonengrenze drückte uns ein nun plötzlich sehr freundlicher VoPo eine Art Passierschein in die Hand und wünschte uns fast herzlich eine gute Fahrt. Bis zum Mauerbau 1961 hatte ich in West-Berlin gelebt, war dort zur Schule gegangen und kannte die Schikanen der östlichen 'Supermacht'. Wenn ich später meine Freunde dort besuchte, war diese furchtbar lange Autobahn, von der man nur bei höchster Strafe in der DDR abfahren durfte, fast immer eine Qual. Umso größer war jedes Mal die Erleichterung, dieses Land an der Grenze nach West-Berlin wieder unbehelligt verlassen zu dürfen.

Nun plötzlich durften wir die Autobahn verlassen. Wir machten uns auf den Weg nach Halberstadt, dort musste ein bekannter Dom stehen. Heute erscheint mir das als eine glückliche Fügung. Vom Himmel strahlte der schönste Sonnenschein, und jedes Auto, das uns entgegenkam (meist die bekannten Trabis oder Wartburgs), begrüßte uns mit der Lichthupe oder der Hupe. Man winkte sich gegenseitig zu, und es war eine Fahrt voller Freude. Wir fuhren wie auf Wolken durch dieses landschaftlich so schöne Land, das heute Sachsen-Anhalt heißt.

Da uns die Verkehrsschilder an diesem Tag noch sehr wenig sagten, wundere ich mich noch heute, wie wir nach Halberstadt gefunden haben. Aber wir waren tatsächlich auf dem richtigen Weg. Auf der heutigen Bundesstraße von Magdeburg nach Halberstadt wurden wir vor der Domstadt auf einem riesengroßen Parkplatz von zwei Männern in einem kleinen Wohnwagen begrüßt. Sie hatten ein Schild gemalt, auf dem in wunderschöner Schrift stand: 'Wir begrüßen die Bürger aus der BRD und laden zu einem kostenlosen Imbiß ein!'

Die beiden Männer waren Herr Rzeppa und sein Sohn aus Großalsleben, der – wie wir hörten – kleinsten 'Stadt der DDR'. Die Mutti Marlies war zu Hause geblieben, um das Heiligabendessen zu bereiten. Wir Männer aßen zusammen im Wohnwagen den leckersten selbstgebackenen Zuckerkuchen (nie hat er so gut geschmeckt wie damals, weder vorher noch jemals danach!). Wir alle waren uns sofort sympathisch und unterhielten uns über den Wahnsinn der Mauer und sangen ein Loblied auf Gorbi, der die Mauern hat überwinden helfen.

Zu Hause in Peine warteten dann meine Frau und die vier Töchter auf uns, sie wollten beinahe schon eine Vermisstenmeldung aufgeben.

Seit diesem 24. Dezember 1989 verbindet unsere Familien eine tiefe Freundschaft, es gibt keine Familienfeier, sei es Geburtstag, Hochzeitstag oder auch Kindergeburt, die wir nicht gemeinsam feiern. In diesen inzwischen fast zwanzig Jahren hat niemals der kleinste Ärger unsere herzliche Freundschaft getrübt."

Detlef Wilck (Peine)