"Als ich in einer Zusammenkunft mit Freunden der Gesellschaft für Natur und Umwelt das neue Umweltschutzgesetz von Michail Gorbatschow erläuterte, das ich im Haus der Sowjetischen Kultur bekommen hatte, rief mich anschließend mein Hausarzt an und meinte, nun würden sie mich bald einsperren. So schnell sprachen sich im Herbst 1989 kritische Äußerungen herum. Ich tauchte dann für einige Tage unter, bis ein Freund, der in der Kreisleitung der SED arbeitete, auf Nachfrage Entwarnung gab.
Wieder in Zeuthen, organisierte ich im September mit meinem Freund und Genossen Frank Rauhut, Chirurg im Krankenhaus Königs Wusterhausen, eine Zusammenkunft in meinem Hause, wo wir mit drei oder vier Familien mit Kindern und Kuchen die Lage erörtern wollten. Es kamen aber 80 Leute ohne Kinder und Kuchen, unter ihnen fünf evangelische Pfarrer. Von Diskretion konnte keine Rede mehr sein, wir mussten im Garten Bohlen auf Bierkästen legen. Alle machten tolle Vorschläge für eine bessere DDR, die ich am nächsten Tag nach Berlin zu der Mitinitiatorin des Neuen Forums Bärbel Bohley trug. Von ihr hatte ich auch die Listen, die ich ihr mit den Unterschriften der neugewonnenen Mitglieder aus Zeuthen übergab.
Später fanden wir unsere Zusammenkunft wieder in dem Buch 'Mit tschekistischem Gruß', einer Sammlung und Auswahl von Dokumenten aus der Potsdamer Bezirksverwaltung für Staatssicherheit, in dem viele Berichte über Gründungsversammlungen veröffentlicht sind, die seinerzeit von der Stasi beobachtet worden waren.
Das Foto wurde am Tag nach dem Gründungstreffen aufgenommen, um den Treffpunkt dieses historischen Ereignisses zu dokumentieren."
Joachim Stoff (Zeuthen)