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Protest gegen das Wahlsystem der Einheitsliste, Leipzig, 7. Mai 1989: Hausfassade in Leipzig [16/19]

INFORMATIONEN ZUM OBJEKT

Details

7. Mai 1989
Leipzig, Markt
Urheber: Roland Quester, Quelle: BStU

Lizenztyp: Creative Commons License

Hausfassade in Leipzig, aufgenommen am Tag der Kommunalwahl 1989, bei der die Kandidaten der Nationalen Front (Wikipedia-Artikel, Stand 19. Oktober 2009) - bei einer Wahlbeteiligung von 98,78 Prozent - laut offiziellem Endergebnis 98,85 Prozent der Stimmen und damit das schlechteste Wahlergebnis in der Geschichte der DDR erzielten. Zum ersten Mal waren Bürger im ganzen Land entschlossen, den Behörden Wahlfälschung nachzuweisen: Gruppen von Menschen wollten nach Schließung der Wahllokale an der öffentlichen Auszählung der Stimmen teilnehmen. In nahezu allen Fällen konnte den Behörden Wahlfälschung nachgewiesen werden, bereits am Wahlabend kam es in unterschiedlichen Städten vereinzelt zu Protesten. In Leipzig wurden 72 protestierende Demonstranten auf dem Markt verhaftet. (vgl. Lindner, Bernd: Die demokratische Revolution in der DDR 1989/90. Bonn 1998, S. 25ff)

Abgebildet

Fahne, Wohnhaus

Kontext

Kamera, Kommunalwahl, Protest, Verhaftung, Volksfest, Überwachung

Personen/Organisationen

Deutsche Volkspolizei, Ministerium für Staatssicherheit

Orte

Leipzig

Alle Bilder des Albums

Erinnerung

"Die Bilder stammen aus der Innenstadt Leipzigs, vom Tag der letzten Kommunalwahl der DDR 1989. Es gab damals einen Aufruf, seinen Protest gegen das Wahlsystem der Einheitsliste deutlich zu machen und seine Wahlbenachrichtigung auf den Leipziger Markt zu bringen. Wer das tat, sollte damit dokumentieren, dass er nicht wählen gegangen war. Die Staatsorgane bekamen die Flyer des Aufrufs natürlich auch in die Finger und organisierten urplötzlich an diesem Tag ein 'Volksfest' auf dem Markt und schickten eine Unmenge Staatssicherheit in Zivil in die Innenstadt (viele davon mit Video und Fotoausrüstung), Bereitschaftspolizei stand in den Seitenstraßen parat. Ich habe versucht dies zu dokumentieren. Doch irgendwann, als ich einen Zugriff der Stasi fotografierte, begriff man, dass ich mit meiner Kamera nicht zu ihnen gehörte, sondern zu den anderen, und nahm mich fest. Meine Filme wurden beschlagnahmt und befinden sich heute bei der BStU [Bundesbehörde für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR]."

Roland Quester

Original-Bildunterschrift

"Letzte Kommunalwahl der DDR"