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Der Mann im Rollstuhl auf der Berliner Mauer, Berlin, Februar 1990: Vor und auf der Mauer am Brandenburger Tor [1/1]

INFORMATIONEN ZUM OBJEKT

Details

Februar 1990
Berlin, Brandenburger Tor
Urheber: Klaus Gerhardt

Lizenztyp: Creative Commons License

Abgebildet

Absperrgitter, Berliner Mauer (West), Graffiti, Kind, Mauerdurchbruch, Mauergraffiti, Mauerkrone, Mauerrest, Mehrere Personen, Meißelspuren

Kontext

Mauerstück, Souvenirhandel

Orte

Brandenburger Tor, Grenzübergang Brandenburger Tor, Potsdamer Platz

Text im Bild

[Vive] l'anarchie

Alle Bilder des Albums

Erinnerung

"Mitte Februar 1990 ist Berlinale-Zeit. Zum ersten Mal seit der Öffnung der Mauer bin ich wieder in der Stadt. Wie in den Jahren zuvor führt mich mein erster Weg zum Potsdamer Platz. Diesmal brauche ich nicht das Aussichtspodest hinauf steigen. Nach einem Stempel in den Pass kann ich weitergehen. Vor meinem geistigen Auge baue ich mir den Potsdamer und den Leipziger Platz auf, wie sie früher einmal ausgesehen hatten: Hotel Fürstenhof, Haus Vaterland, der Potsdamer Bahnhof, das Pschorr-Bräuhaus, Café Josty. Am Übergang zum Leipziger Platz standen die Torhäuser von Schinkel und das Warenhaus Wertheim.

Ich gehe zurück. Ein Händler will mir ein Mauerstück verkaufen. Ich sage ihm, dass ich mir unmöglich so etwas ins Regal legen könne. 'Es hat so viel Leid gegeben an diesem Bauwerk. Menschen sind gestorben.' Er sieht mich verständnislos an.

Ich gehe weiter zum Brandenburger Tor. Der Blick geht hinauf zur Quadriga, und ich sehe einen Mann im Rollstuhl auf der Mauer. Wer hob den Mann mit weißem Haar hinauf? Ist die junge Frau, die es sichtlich anstrengt, seine Tochter? Hat man ihm einen lang gehegten Wunsch erfüllt? - Fragen, die seit diesem Nachmittag blieben."

Klaus Gerhardt