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Die Arbeiten für den Film 'Oktoberfrühling' beginnen am Morgen des 26. Oktober mit der Suche nach dem, der uns die Drehgenehmigung für die abendliche Dialogveranstaltung erteilt. Der Rat der Stadt, erfahren wir, ist nicht zuständig, der Klubhausleiter kann so etwas nicht entscheiden, der Sekretär des Kreisausschusses muss irgendwo Rücksprachen halten, ein um Hilfe gebetener Mitarbeiter der SED-Bezirksleitung ist skeptisch und will 'höherenorts' anfragen. Am Nachmittag liegen zwei Antworten vor: Der Kreisausschuss der Nationalen Front teilt mit, dass Dreharbeiten ausdrücklich erwünscht sind, die SED-Bezirksleitung lässt wissen, sie hätte kein Interesse.
Als wir am Abend mit unserer Kamera im Klubhaus erscheinen, werden wir mit der verwunderten Frage begrüßt, ob wir denn nicht erfahren hätten, dass die SED-Bezirksleitung kein Interesse hätte. Wir verweisen darauf, dass vielleicht die Bürger unserer Stadt daran Interesse hätten, und erfahren, dass die Dreharbeiten generell abgelehnt werden. Grund: Bürger im Saal würden sich vielleicht belästigt fühlen. Daraufhin verlangen wir eine demokratische Entscheidung durch die Teilnehmer der Veranstaltung selbst.
Die Veranstaltung 'Dialog 89' wird schließlich durch den Bürgermeister Fritz Krause mit der Frage eröffnet, ob jemand etwas gegen Kameras und Mikrofone hätte. Ein erster Erfolg der Demokratie – und natürlich hatten die Frankfurter nichts dagegen. Wir nahmen diese Zustimmung als Auftrag für die Herstellung einer Filmdokumentation über die Herbstereignisse in Frankfurt/Oder. Mitte Dezember 1989 hatte der Film seine erste Aufführung. Damals empfanden wir den Titel 'Oktoberfrühling' als passend – heute sehen wir manches bereits anders und der Film mutet an wie ein Bericht aus längst vergangenen Zeiten."
Jürgen Herrmann (Frankfurt/Oder)