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Poster from the district office of National Security in Frankfurt (Oder)

OBJECT INFORMATION

Info

December 6 1989
Frankfurt (Oder), city center
Created By: Hartmut Kelm

License: Creative Commons License

Handwritten inscription, "We too were scared of the Stasi at times".
Poster from the district office of National Security in Frankfurt (Oder)

Depicts

intervention (street art), poster

People/Organizations

Ministry for State Security

Places

Frankfurt (Oder)

Text in image

Frankfurt (0), 6.12.1989 / Gegen Chaos und Anarchie! / In diesen Stunden erfüllt uns tiefste Besorgnis über die / Entwicklung der innenpolitischen Lage in der Deutschen / Demokratischen Republik. / Die staatliche Sicherheit ist nicht mehr gewährleistet! / Mit allen Konsequenzen stellen wir uns der vom Volk unseres / Landes eingeleiteten Wende und dem demokratischen Erneuerungs- / prozeß nicht zuletzt auch deshalb, weil wir mißbraucht und / betrogen worden sind, um auf der Grundlage einer falschen / Sicherheitsdoktrin einer kriminellen Clique die Macht zu er- / halten. / Die gegenwärtigen Möglichkeiten zur Arbeit des Amtes für / Nationale Sicherheit und die aktuelle Arbeitsweise rufen bei / uns absolutes Unverständnis und höchste Unzufriedenheit her- / vor. Mitarbeiter des Amtes werden verunsichert und verleumdet. / Unsere Familienangehörigen stehen unter ständigem psychologi- / schem Druck und viele Menschen, die ihre Fähigkeiten und Fer- / tigkeiten zur Gewährleistung hoher staatlicher Sicherheit ein- / zusetzen bereit waren und sind, werden handlungsunfähig ge- / halten. / Anarchie und Gesetzlosigkeit zeichnen sich als zunehmend be- / stimmende Tendenz ab. / Bisher haben alle Klassen und Schichten unseres Landes ver- / fassungserhaltend zusammengearbeitet, um die staatliche Sicher- / heit zu gewährleisten. / Nur diesen Weg sehen wir als Möglichkeit, nationale Sicherheit / jetzt und künftig zu erhalten. / Als jene, die einsatzbereit übertragene Aufgaben erfüllten, / als operative Basis wollen wir alle rechtsstaatlichen und / verfassungsmäßigen Mittel nutzen, um Verbrechen der Vergan- / genheit schonungslos aufzudecken. / Wir meinen, daß ein kompetenter autorisierter und demokratisch / legitimierter Untersuchungsausschuß entscheidend zum Abbau von / Mißtrauen beitragen sollte. / Wir erwarten, daß es uns unverzüglich ermöglicht wird, wieder / zu arbeiten, im Interesse und zum Schutz des Landes, auf der / Grundlage eines für alle verbindlichen Gesetzes über die staat- / liche Sicherheit. / Wenn dieses Gesetz nicht vor dem 1. Januar 1990 verabschiedet / ist, verlieren wir unsere nationale Identität. Für die Realisie- / rung dieser und folgender Forderungen trägt allein die Regierung / die Verantwortung! / 1. Radikale Reduzierung des Mitarbeiterbestandes. / Auflösung des Bereiches Personenschutz mit allen Nebeneinrich- / tungen und Schaffung einer den Erfordernissen entsprechenden / Einsatzgruppe zur Sicherung führender Persönlichkeiten. / 2. Unverzügliche Offenbarung aller Erscheinungen von Amtsmiß- / brauch und Korruption im Bereich des ehemaligen MfS. / Dazu ist erforderlich, / - Schaffung einer Untersuchungskommission zur Schuldfeststellung / beim ehemaligen Minister Mielke, dem ehemaligen Kollegium und / anderen Verantwortlichen; / - Prüfung der Haftfähigkeit bei bereits Beschuldigten; / - Einleitung sofortiger Maßnahmen, die Flucht und Verdunklung / verhindern; / - Veröffentlichung aller Ergebnisse der Kommissionsarbeit in / kürzesten Fristen. / 3. Rechtsschutz für alle Mitarbeiter des ehemaligen MfS und des / Amtes für Nationale Sicherheit sowie deren Familienangehörige, / alle ehemaligen Mitarbeiter und alle patriotische Kräfte. / 4. Sofortige Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit des Amtes in / allen Bereichen auf verfassungsmäßiger Grundlage. Schaffung durch / das Volk autorisierter Kontrollmechanismen für solche Bereiche, / bei denen Verdunklungsgefahr besteht. / 5. Vernichtung aller Arten, die mit der falschen Sicherheits- / konzeption in Zusammenhang zu bringen sind, unter Aufsicht auto- / risierter Gremien. / Parlamentarische Kontrolle des Amtes auf der Grundlage einer / Volkskammerentscheidung. / 6. Sofortige Einleitung personeller Veränderungen von der Leitung / bis zur Basis bei Gewährleistung des politischen und moralischen / Anspruchs der Erneuerung. / 7. Schrittweise weitere gesetzliche Bestimmungen, in denen Aufgaben / und Strukturen des Amtes sowie die Befugnisse seiner Mitarbeiter / entsprechend der gesellschaftlichen Situation geregelt werden. / Wir fordern alle Bezirksämter auf, sich diesem Forderungskatalog / anzuschließen und damit an die Öffentlichkeit zu treten. / Die Mitarbeiter des Bezirksamtes / für Nationale Sicherheit Frankfurt (0) / Verteiler: / Präsident der Volkskammer / Vorsitzender des Ministerrates / Präsidium des Bezirkstages Frankfurt (0) / ADN / Fernsehen der DDR / Sender Frankfurt (0) / Neuer Tag, Bezirksredaktion / alle Bezirksämter

Wir hatten auch mal Angst vor der Stasi

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Original Caption

"Stasi poster on a wall in central Frankfurt (Oder) stating that the Stasi is "deeply distressed". An outraged citizen wrote on the poster: "We too were scared of the Stasi at times."